FÜHRUNGS-STREIT Tourismusbranche verklagt Documenta Wut auf die Documenta: Um allzu großes Gedränge auf der Kasseler Kunstmesse zu verhindern, lassen die Organisatoren nur eigenes Personal Gruppen durch die Schau lotsen. Reiseanbieter lassen sich das nicht bieten - jetzt klagen sie gegen diese Praxis.
Der Münchner Urlaubsanbieter Studiosus will stellvertretend für die Branche die Leitung der Documenta verklagen und durchsetzen, dass Reiseleiter ihre Gäste künftig ungehindert durch die weltweit wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst führen dürfen.
Documenta-Besucher: Individuelle Wahrnehmung steht im Vordergrund Auslöser für den Streit ist das Konzept der Ausstellung, das die individuelle Wahrnehmung der Exponate in den Vordergrund stellt und breiten Bevölkerungsschichten den Zugang ermöglichen soll. Um vor allem in Stoßzeiten einen allzu großen Andrang auf dem Gelände zu verhindern, lassen die Organisatoren nur sehr begrenzt Führungen von kommerziellen Unternehmen wie Reiseveranstaltern zu. Stattdessen lotst eigens geschultes Personal die Gruppen für 150 Euro durch die Schau.
Dagegen wehrt sich nun Studiosus gemeinsam mit dem Deutschen Reiseverband (DRV). Sie argumentieren, die Auflagen würden die Reiseleiter in ihrer Berufsfreiheit einschränken. Außerdem seien ihre eigenen Mitarbeiter für den anspruchsvollen Job oft besser geeignet als das mitunter nur kurzfristig angelernte Documenta-Personal.
Einen von der Kasseler Industrie- und Handelskammer angeregten Kompromiss, nur die Studiosus-Bilderklärer zuzulassen, lehnte der Münchner Reiseanbieter ab. Jetzt muss das Landgericht Kassel möglichst schnell entscheiden - die Documenta endet am 23. September.
Das Projekt Mohnfeld gilt jedoch als gescheitert. Die Künstlerin Sanja Ivecović gestand mir in einem persönlichen Gespräch, daß das einfach eine Schnapsidee war und sie einfach mal sehen wollte wie man in Kassel anschließend mit dem Unkraut fertig wird, wenn der Mohn nicht aufgeht. Daß das Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt war lag nicht nur an den ergiebigen Regengüssen der letzten 60 Tage, sondern auch an landwirtschaftlicher Fehlplanung. So braucht Mohn einige Monate, bis er anständig gewurzelt hat, in Kassel hatte er gerade mal 3 Wochen, weil vorher der Zirkus oder das Staatstheater sein Zelt dort über den Winter stehen hatte. Daß sie 3 Sorten Mohnsamen genommen hat war nur ein Pressegag, lies sie mich wissen und das, was da wirklich an Mohn geblüht hat, hätte auf jeder anderen Wiese um die Zeit auch von selbst geblüht. Nächste Woche soll „einmal mit’m Mähdrescher drübergegangen werden“, wie ich erfuhr, und dann für die letzten 4 Wochen der Documenta ein Bierzelt (beheizt) aufgestellt werden.
Frau Ivecović hat angekündigt, noch heute die Stadt zu verlassen, wartet aber noch ab, ob sie mit Herrn Sakarin Krue-On, der die Schnapsidee mit den Reisfeldern hatte, nicht doch ein günstigeres Gruppenticket heim nehmen kann.
Erstaunlich standhaft zeigt sich Herr Ai Weiwei. Trotz Dopingverdachts und öffentlichen Beschimpfungen für die Unordnung, die er in der Aue angerichtet hat läßt er sich nicht von seinem Plan abbringen. Er hat mir in einem weiteren persönlichen Gespräch anvertraut, daß er 100 Tage Freude gebucht hat und die gedenkt er jetzt auch durchzuziehen, da ihm das Geld ja sowieso keiner zurückerstattet. Er hat zugesichert am letzten Tag eine Entrümpelungsfirma zu beauftragen, was ihm von der Documenta GmbH und der Stadt Kassel zur Auflage gemacht wurde.
Die diesjährige Mohnernte ist abgeschlossen. Ausstehende Löhne lassen Sie sich bitte am Glühweinstand auszahlen. Die Reisernte wurde für dieses Jahr abgesagt.
Aushilfen für Bierzelt gesucht
Für das Bierzelt, das voraussichtlich nächste Woche vor dem Fridericianum eröffnet wird, werden folgende Fachkräfte gesucht: Bedienungen Thekenkräfte Garderoben- Personal WC- Personal Ersthelfer
Ihre Bewerbung richten Sie bitte direkt an die Documenta GmbH oder geben sie am Glühweinstand ab.
Heute kamen gleichzeitig ein Reisebus aus Paderborn und ein Reisebus aus Hannover an. Nach dem Gerangel um den Parkplatz konnte sich der Bus aus Paderborn durchsetzen, wonach der Bus aus Hannover weiter nach Fulda auf die katholische Stadtkirmes gefahren ist, die ohnehin als zweite Station auf dem Programm stand.
Die Besucher aus Paderborn haben erst gemeinsam die Mohnfelder besichtigt und man hat sich allgemein zufrieden gezeigt; Tenor war, daß es, obwohl man keinen Mohn sieht, immer noch farbenfroher und lebensbejahender als Paderborn wirke. Man war sich einig das Fridericianum auszulassen, da sowieso genug im Fernsehen darüber gezeigt wurde und hat sich entschlossen, gleich die Aue zu besichtigen, dann ist man auch schneller durch.
Rund um den Steinweg, den die Paderborner zu ihrem Vorhaben überqueren mußten, hat die Stadt Kassel die Ampelanlage nun so einstellen lassen, daß die Phasen für die Fußgänger 3 sec. länger andauern, als normal, um Rücksicht auf die Besucherströme und vor allem die Besuchergeschwindigkeit zu nehmen. Im Falle der Besucher aus Paderborn mag das für den Hinweg noch ausreichend gewesen sein, den Rückweg jedoch bewältigten einige erst im dritten Anlauf. Dies lag nicht zuletzt daran, daß sich auf dem Weg zur Aue, noch vor dem Abgang, ein wunderbarer Blick über die Aue auftut, und pünktlich zur Documenta ein Gastronomie-Betrieb mit Tischen, Stühlen und Schirmen die Gäste zum Ausruhen einlädt, und das zu verhältnismäßig günstigen Preisen (großes Bier 3,60). So trennte sich bereits nach dem Mohnfeld und der Fußgängerampel die Spreu vom Weizen und ein Großteil der Mannschaft aus Paderborn überbrückte die Zeit, die die anderen in der Aue verbringen wollten, oben bei herrlichem Blick, günstigen Preisen und auf bequemen Stühlen.
Letztendlich kamen von den 44 Paderbornern nur 4 am Aue-Pavillon an, die anderen, die nicht schon oben bei den Tischen mit Ausblick hängen geblieben sind und zu der Zeit auch noch verstärktes Kunstinteresse hatten sind entweder im Café an der Orangerie, oder schon vorher an der mobilen Würstchen & Bier-Bude von ihrem ursprünglichen Vorhaben abgekommen. Eine Blitzumfrage unter den Paderborner kurz vor Abreise ergab, daß 80 % von ihnen auch in 5 Jahren wieder auf die Documenta kommen wollen.
Am Wochenende hatte eine Reisegruppe bei mir gebucht. Der Besuch war ein einziges Mißverständnis. Die Reisegruppe ging davon aus, daß die Documenta das weltgrößte Doko-Turnier sei und man war sehr überrascht, als man sich mit dem Gerümpel von Herrn Ai Weiwei und anderen Kunstgegenständen konfrontiert sah. Nach einem klärenden Gespräch konnte die Gruppe dann, zumindest am Anfang, geordnet durch die Ausstellungsräume geführt werden, im Laufe des Tages mußte jedoch immer wieder das eine oder andere Gruppenmitglied ausgerufen werden oder konnte im nahegelegenen Biergarten aufgegriffen werden.
Das Wort Kulturbanausen drängte sich schnell auf. Das Ziel der Ausstellungsmacher war nicht, einen Parcours abzustecken, den es in möglichst kurzer Zeit ohne Umwege zu überwinden gilt. (Ein Mitglied der Gruppe konnte jedoch den Rekord eines Besuchers aus Bielefeld um 10 sec. schlagen: Aue-Pavillon in 4,17 Minuten, nur eine Kollision mit einem Streuselkuchen.) Ein Teil der Gruppe mußte immer wieder ermahnt werden, nicht mehr laut zu lachen, oder man würde sie aus den Ausstellungsräumen entfernen. Trauriger Höhepunkt war jedoch, als ein Mitglied der Gruppe beinahe einem lebenden Kunstgegenstand auf die bloßen Füße getreten wäre, hätte man nicht von hinten beherzt eingegriffen.
Der Löwe im Bonsaiwald wurde von der Gruppe einstimmig zum beliebtesten und zugleich verständlichsten Ausstellungsobjekt gewählt und man hat sich entschlossen zusammenzulegen und es zu kaufen. Die Verhandlungen mit der Documenta GmbH beginnen morgen.
auch ich habe am Sonntag mit meinen Doppelkopffreunden die Ausstellung in Kassel gesehen und ich kann nur sagen, es war lustig.
Begonnen haben wir, Gottseigedankt, mit einer sehr leckeren Bratwurst mit Senf, wohlschmeckend und gut zubereitet von einem der zahlreichen Stände vor dem Fridericianum. Da einer unserer Dokofreunde unbedingt durch die Mohnfelder lustwandeln wollte und behauptete, er würde davon high werden, verspäteten wir uns und wir mussten im Laufschritt durch das Fridericanum eilen. Was uns weiter auch nicht besonders störte.
Besonders angetan war einer meiner Dokofreunde von einer musikalischen Videoinstallation, der Name des Künstlers ist mir leider entfallen, bei der er lauthals mitsang, was etwas den Unmut der anwesenden Menschenansammlung hervorrief.
Auch sehr gefallen hat das Bild von Gerhard Richter mit Namen Betty,(es ging ein ehrfürchtiges Raunen durch die Runde) sein überzeugendes und indiskretes "boah geil" hallte durch den ganzen Raum, bezog sich, ich will ja nun hier drin keine Gerüchte verbreiten, mehr auf die anwesende junge Dame, die ihn kurz davor hinderte, mit Blitzlicht zu fotographieren.
Insgesamt gesehen war alles sehr interessant, naja bis auf die Tatsache, daß meine Freundin einen leichten Kreislaufkollaps bei den Bildern bekam, die man sich nur nachts anschauen sollte und deswegen in der Dunkelkammer lagen.
Die Fotographie "Happening in Timisoara (I-III) hätte ich gerne meinen lieben Freund gewidmet, doch leider leider durfte ich nix auf das Foto draufschreiben. Wäre der betreffende Aufpasser ein Mann gewesen,so hätte ich mich ins Zeug geworfen ihn zu überreden, mein Autogramm dazuzusetzen. Die junge Dame fand es gar nicht lustig, ich glaube sie zweifelte so ein bisschen an unserem Verstand.
Nach heftigsten Prostesten der Frauen (die Männer wollten dringend ein Bier trinken) gings weiter zur Dokumenta Halle. Ich glaube dort war es, wo ich in einem schockähnlichen Zustand verfallen bin. Voller Schreck dachte ich, meine Kinder hätten dort übernachtet und in alter Gewohnheit die Jeans und Unterhosen auf dem Boden verteilt. Als ich die blasse Nasenspitze meiner Freundin sah, wusste ich, daß sie das gleiche dachte. Erst danach haben wir erfahren, daß es ein Kunstwerk war.
Dann gings weiter---mit dem Auto-- die Männer weigerten sich, mit dem Bus oder der Tram zu fahren, zum Schloss Willhelmshöhe.
Und ich kann nur sagen, wunderschön. Die Lage, die Aussicht, der gesamte Bau, einfach alles. Schon deswegen lohnte sich der spontane Ausflug.
Da wir im Schloss mit modernen Bildern nun nicht grade beworfen wurden, sagen wir mal so, wir empfanden es als dürftig, aber die andere Ausstellung schon kannten, waren wir auch da schnell durch.
Zusammenfassend gesehen haben wir sehr unterschiedliche Kunstwerke gesehen, aber worüber wir uns alle einig waren, ist, daß heutige moderne Kunst wirklich sehr schwer zu verstehen und zu begreifen ist.
In Antwort auf:Zusammenfassend gesehen haben wir sehr unterschiedliche Kunstwerke gesehen, aber worüber wir uns alle einig waren, ist, daß heutige moderne Kunst wirklich sehr schwer zu verstehen und zu begreifen ist.
Dann mußt Du wohl noch mal kommen, ich kann Dir das alles erklären. Es ist eine Schande, daß Du mich nicht vorab informiert hast, dann hättest Du es gleich begriffen.
ja, den hab ich glatt vergessen.(siehe Foto unten)
Dabei trägt Cosima von Bonins "Löwe im Bonsaiwald" (1997) starke narrative Elemente. Sie schafft eine Formensprache, die sich der Ursprünge, Folgen und Verwandtschaften bewusst ist. Und sie führt Weisen vor, den Raum zu verzeichnen, es gibt schwebende und fixierte Elemente.
Angefügte Bilder:
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