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 Haushalt, Garten, Kirche
Nutella Offline



Beiträge: 175

04.01.2008 17:46
Die Defloration Jesu Antworten




"Jeeeeeeesus, beeil dich doch, ich muss auch mal!", kräht Dörte Maria, die kleine Schwester des Jungen, der in nur 20 Jahren bereits die Worte alter Männer sprechen ("Ich hab's im Kreuz!") und als berühmter Tischler in noch fernerer Zukunft Heimwerkervideos mit dem Titel 'Mit dem Nagel durch die Wand - nicht durch die Hand' herausbringen wird.

Aber zurück in die Gegenwart nach Jerusalem, wo Dörte aufgeregt an die Klotür trommelt, welche dann auch endlich mit rostigem Gequietsche aufgeht. Heraus kommt ein pickeliger 13-jähriger; einer von der Sorte Teenager, die man von Anfang an unsympathisch findet, weil sie sich für die Könige der Welt halten.

Der Geruch, der Jesus aus dem Klohäuschen folgt, ist eines römischen Kaisers würdig und veranlasst Dörte - auch ein Kind Gottes - zu dem angewiderten Ausruf "Heilige Scheiße!".
Ganz recht. Er schenkt seiner Schwester keinen Blick. Ihm geht es ziemlich auf die Nerven, dass sie ihn immer anfleht, ihre plattgefahrenen Haustiere wieder auferstehen zu lassen.

Als sie noch klein war, hatte Dörte ein Lieblingsspiel: sie zerdrückte Marienkäfer und Jesus hauchte ihnen wieder Leben ein. Das wiederholte sich bis der Käfer nicht mehr als solcher zu erkennen war. An ihren Geburtstagen machte er oft das Gleiche mit den Kerzen, die sie auspustete. Darüber regte sie sich wahnsinnig auf, doch jeder andere auf der Party rief begeistert "Nochmaaaal, nochmaaaal!".

Er denkt manchmal darüber nach, mit dieser Gabe aufzutreten oder einen Scherzartikelladen zu eröffnen. Seine Mutter möchte, dass er Tischler wird und das Geschäft von seinem Stiefvater Josef übernimmt. Dieser kennt Jesus' handwerkliches Geschick - "Würde mich nicht wundern, wenn der mal mit 'nem rostigen Nagel im Fuß endet!" - und findet, dass er als Soldat besser aufgehoben ist.

Jesus hat daher auch schon von dem Befehlshaber des römischen Heers unter Kaiser Augustus eine Einladung zur Musterung bekommen. Mal sehen, vielleicht kann er sich mit "Frieden auf Erden" und "Ich kann keine Waffen führen" herausreden und Zivildienst machen. Als Samariter oder so.
Zuhause wartet schon sein Kumpel Hotte auf ihn. Hotte ist zurzeit extrem gereizt, sein Brüderchen Caligula ist gerade ein Jahr alt und muss wohl eine ziemliche Nervensäge sein.
"Kreischt den ganzen Tag wie ein zukünftiger Geisteskranker, das Balg. Kannst Du nicht was machen? Stimmbänder in Schlangen verwandeln oder so?", fragt Hotte Jesus hoffnungsvoll. Jesus lacht. Vielleicht kann er das.

Sie nehmen am Brunnen Platz. Jesus holt einen Eimer Wasser hoch, schaut sich kurz um, ob niemand zusieht, und verwandelt das Wasser in Wein. Er bietet Hotte den ersten Schluck an.
"Wass'n das?", fragt dieser und verzieht das Gesicht
"Pinot Blanc, was anderes kann ich nicht."
"Ist aber ein beschissener Jahrgang. Matt, ohne erkennbares Bukett und flach im Abgang."
"Nur weiter so und du wirst auch gleich zum Abgang flach gemacht.."
"Passt aber immerhin gut zu Fisch!"
"Jo!"

Während die beiden am Brunnen eimern, kommt Maria Magdalena, die Dorfschönheit, vorbei, würdigt die Jungs aber keines Blickes.
"Scharfes Gerät", Hotte stößt Jesus den Ellebogen in die Rippen, "für einen Laib Brot macht die fast alles mit dir!"
"Echt?"
"Ja, und ihre Titten...", Hotte verdreht voller Wonne die Augen .
"Prost auf die Titten", ruft Jesus, hebt den - inzwischen schon deutlich an Gewicht reduzierten - Weineimer an die Lippen und reicht ihn dann weiter.
"Prostitutitte", lallt Hotte zustimmend.
Das finden die beiden so lustig, dass sie vor Lachen zusammenbrechen und diesen Trinkspruch fortan immer rufen, wenn sie Maria Magdalena sehen.

Abends im Bett muss Jesus an Maria Magdalena denken. Sie ist wunderschön; er wünschte, er könnte irgendwo einen Laib Brot auftreiben, ohne dass es seiner Mutter auffällt. Brot vermehren kann er zu dem Zeitpunkt noch nicht, das kommt erst nach seinem amourösen Abenteuer. Aber ich will der Geschichte nicht vorgreifen.

Jesus weiß natürlich Bescheid über Sex! Johannes B. Täufer, der in einem Hausboot auf dem Fluss Jordan lebt, hat ihn darüber aufgeklärt. Seine Mutter ist in der Hinsicht ein hoffnungsloser Fall, die ist ja noch Jungfrau. Tja, und Josef... der weint immer, wenn Jesus ihn fragt, wo er eigentlich herkommt und murmelt etwas von Blumen, Bienen und dem Imker, der öfter zu Besuch kommt und den Jesus Patenonkel nennen soll.

Dann kommt ihm eine Idee und er schläft mit einem seligen Lächeln auf den Lippen ein. Am nächsten Morgen steht er in aller Herrgottsfrühe auf und läuft zum Fluss, aber weil er so schnell ist und die Sonne ihn blendet, merkt er gar nicht, dass er schon über den Jordan gegangen ist. Manchmal ist es echt störend, wenn man auf dem Wasser laufen kann. Er überquert den Fluss, in dem er mit Johannes immer 'Darmdrücken' spielt. Dabei erzeugen sie lustige Luftblasen und wer die meisten fertigbringt, gewinnt. Johannes ist jedesmal der Champion und Jesus nennt ihn nur noch "Donnersohn".

Am Ufer vom Jordan gibt es eine besondere Lehmart, die man leicht formen kann und die nicht austrocknet und dadurch auseinanderbricht. Jesus nimmt einen Eimer voll mit nachhause und knetet daraus einen Laib Brot, den er noch mit ein bisschen Mehl bestreut. Es sieht täuschend echt aus. Sein designated Daddy, der vor vielen vielen Jahren selbst Lehmmännchen geknetet hat, wäre stolz auf ihn, aber der hat derzeit in Frankreich zu tun.

Am Abend verlässt er unter dem Vorwand, sich mit Hotte zu treffen, das Haus und geht zu der verfallenen Hütte, in der Maria Magdalena mit ihren zwei Geschwistern wohnt. Das Viertel heißt 'Die rote Meile', weil hier die Abfälle vom Schlachthof zu der Verbrennungsanlage gefahren werden und das Blut der Kadaver dabei durch die Ritzen des Karrens tropft.
Als sie persönlich die Tür öffnet, verschlägt es Jesus den Atem. Das Kleid, das sie trägt, hat exakt die Farbe ihrer Augen. Braun. An sich nichts Tolles, aber wenn man 13 ist und die Hormone Sackhüpfen spielen, ist selbst ein Stück Jute erregend.

Jesus zeigt ihr das Brot. Maria Magdalena lässt ihn ein und führt ihn auf ihr Zimmer. Jesus schaut sich neugierig um, schließlich war er noch nie in dem Zimmer eines Mädchens. Über dem Bett hängt eine Stickerei. Er geht näher, um die Worte zu entziffern; er rechnet mit so etwas wie 'Trautes Heim, Glück allein', doch was er liest ist:
"In der Not mach' ich's für Brot."
"Woher weißt du von mir?", fragt Maria Magdalena hinter ihm.
Er dreht sich um.

"Hotte", ist alles, was er herausbringt. Jedesmal, wenn er sie ansieht, scheint der heilige Geist seine Zunge verknotet zuhaben. Er kommt sich vor wie ein Idiot, nein schlimmer: wie ein Pharisäer! Aber sie scheint Derartiges gewohnt zu sein. Sie lächelt.
"Aaaah. Von Hotte-Hüh!"
Jesus will lieber nicht wissen, was seinem Freund bei ihr den Zusatz 'Hüh' eingebracht hat. Er fühlt einen ersten Stich von Eifersucht. Er reicht ihr das Brot.
"Hast du schon gegessen?", fragt sie ihn.
Was soll das denn jetzt?
"Nein", erwidert er und es stimmt. Das Geknete hat ihn vom Essen abgehalten und wie aufs Stichwort knurrt sein Magen.
"Dann iss erstmal, du wirst es brauchen", und mit diesen Worten gibt sie ihm sein Brot zurück.

Jesus fühlt Panik aufsteigen. Wenn er sich jetzt weigert, könnte sie sich eventuell auch zieren und wer weiß: vielleicht stirbt man beim Sex, wenn man nichts gegessen hat. Er versucht sich zu erinnern, ob Johannes etwas in der Richtung mal angedeutet hat, aber ohne Erfolg.
"Hilf mir lieber Gott!", murmelte er und beißt in den Lehmklumpen. Aber wie bereits erwähnt: Gott ist ja - wegen der dortigen Kulinarie, welch Ironie - in Frankreich.
Maria beobachtet ihn genau.
Nachdem er das Brot zur Hälfte heruntergeschlungen hat, wird ihm übel und er muss sich übergeben.
"Was soll das, warum brichst du das Brot?", fragt sie verschmitzt. Natürlich hat sie ihn sofort durchschaut. Er ist schließlich nicht der erste, der mit Lehmbrot bei ihr ankommt. Nein, das war der geizige Judas, der gerne praktiziert, was man 'Kiss and Tell' nennt und jedem, der es hören will, alle Einzelheiten ihrer Begegnungen verrät. Seit sie das weiß, darf er nicht mehr ran.

Doch Jesus, den findet sie irgendwie süß. Trotz Pickel, das machen seine blauen Augen wieder wett. Sie wollte sehen, wie weit er geht und seine Bereitschaft, für sie Erde zu essen, damit hat er definitiv ihr Herz gewonnen. Im Moment sieht er aus als ob..., na ja, eben als ob er einen Klumpen Lehm gekotzt hätte.

"Also, ich geh dann mal wieder. Tut mir Leid wegen dem Ziegenfellteppich. Gott sei mit dir und so!"
"Bleib!"
"Aber ich habe doch nichts, das Brot..."

An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass von nun an jedesmal wenn Jesus und Maggie sich heimlich treffen wollen, einer von beiden dem anderen die Nachricht zukommen lässt: "Lass uns zusammen das Brot brechen."
Mit steigender Popularität wird ungern gesehen, wenn der Erlöser sich mit einer... ihr wisst schon... rumtreibt. Doch zurück zu der Szene.

"Brot habe ich genug, aber ich habe gehört, du kannst aus Wasser Wein machen", sagt die Magdalena mit leuchtenden Augen.
Jesus lernt an diesem Abend, dass Frauen genauso gut mit Alkohol rumzukriegen sind. Hätte er das mal früher gewusst. Ab sofort nur noch Wein und Brot bei seinen Predigten. Er zaubert aus ihrem Waschwasser eine Kanne Pinot.

Sie probiert.
"Der hat aber kein Bouquet und einen..."
"... bescheidenen Abgang, ja ich weiß! Aber er passt gut zu Fisch und darauf kommt es jetzt an!"

Amen!

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