Eva Herman, ah, das erinnert an Philipp Jennninger.
Irreal sind viele Inszenierungen der Politik, und manchmal mit ihnen auch die gesamte Medienlandschaft und damit nicht mehr und nicht weniger als die Welt. So zum Beispiel am 10. November 1988. Bundestagspräsident Philipp Jenninger (CDU) hielt die Gedenkrede zum 50. Jahrestag des organisierten Nazi-Pogroms. Bereits am nächsten Tag trat er von seinem Amt zurück. Weshalb? Weil Politiker nicht zuhören können. Weil sie dem, was er da sagte, intellektuell und/ oder emotional nicht folgen konnten, dieses noch während der Rede kund taten, zum Teil den Plenarsaal verließen, unmittelbar Sondersitzungen folgen ließen und die Medien daher geradezu zwangsläufig einen Skandal zu verkünden hatten, der sich in deutschen Schlagzeilen dann sehr griffig darstellte: »Jenninger vom Faschismus fasziniert«, »Peinliche Entgleisung« oder einfach »Zum Verzweifeln«, die römische Zeitung Il Tempo titelte »Hitler erhebt sich, der Bundestag leert sich«
Dabei hatte Jenninger deutliche Worte gefunden: »Deutschland hatte Abschied genommen von allen humanitären Ideen, die die geistige Identität Europas ausmachen«, hatte er gesagt. Oder: »Wer Schuld aufrechnen will, wer behauptet, es sei doch alles nicht so – oder nicht ganz so – schlimm gewesen, der macht schon den Versuch, zu verteidigen, wo es nichts zu verteidigen gibt.« Aber Jenninger sagte eben auch Sätze, die sich nicht so einfach abnicken lassen: »Für das Schicksal der deutschen und europäischen Juden noch verhängnisvoller als die Untaten und Verbrechen Hitlers waren vielleicht seine Erfolge. Die Jahre von 1933 bis 1938 sind selbst aus der distanzierten Rückschau und in Kenntnis des Folgenden noch heute ein Faszinosum insofern, als es in der Geschichte kaum eine Parallele zu dem politischen Triumphzug Hitlers während jener ersten Jahre gibt.« Natürlich! Denn die Frage lautet doch: Wie konnte ein 80-Millionen-Volk kollektiv so wahnsinnig sein, einem Adolf Hitler zu folgen und nicht schon beim Anblick von SS-Leuten in langen Ledermäntel einem Kotzkrampf zu erliegen. Unter anderem wohl, weil es »Antisemitismus […] in Deutschland – wie in vielen anderen Ländern auch – lange vor Hitler gegeben« hatte, wie Jenninger ausführt. Das lässt sich eben nicht mit einer Gedenkfeier wegnivellieren. Und Jenninger zitierte, z.B. einen Reichsführer SS aus dem Oktober 1943: »Unter uns soll es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der Öffentlichkeit nie darüber reden […] Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Volkes.« Es war aber eben nicht nur die SS. Jenninger: »Wahr ist aber auch, dass jedermann um die Nürnberger Gesetze wusste, dass alle sehen konnten, was heute vor 50 Jahren in Deutschland geschah, und dass die Deportationen in aller Öffentlichkeit vonstatten gingen. Und wahr ist, dass das millionenfache Verbrechen aus den Taten vieler einzelner bestand, dass das Wirken der Einsatzgruppen nicht nur in der Wehrmacht, sondern auch in der Heimat Gegenstand im Flüsterton geführter Gespräche war.« Kann man das missverstehen? So, wie beispielsweise der Daily Express, der kommentierte: »Die gute Nachricht ist, dass Dr. Philipp Jenninger gezwungen war zurückzutreten, bevor seine kühle Rechtfertigung des Hitler-Albtraums um die ganze Welt gehen konnte«? Man konnte offenbar nicht nur aufs Verstehen verzichten, man konnte seinen eigenen Unverstand auch noch in eine Verschwörungstheorie umdeuten. Rudolf Augstein, ob seines furchtbar holprigen Kommentarstils vermutlich selbst permanent miss- oder nichtverstanden, sah »das entsetzliche an Jenningers Auftritt« nicht darin, »dass er sich als ein Antisemit, sondern dass er sich als ein Garnichts benahm«, was aber nicht Panne, sondern Kohl’scher Plan war, wie Augstein meinte.
So lässt sich dann auch gleiches auf Frau Herman transferieren, wo bevor zugehört wird, ein einziger Transfer zu längst vergangenen Zeiten ausreichend, um die Nicht Zuhörer zum Gewissen des Volkes mutieren zu lassen und mit lächerlichen Hetzkampagnen diese Frau an den Abgrund zu drängen. Auf dieses Brett begibt sich dann nahtlos Schleimer Kerner, um endlich mal wieder Quote im deutschen Promi-Talk zu machen Schön geplant vom Gutmenschen Kerner, sich Eva Herman, die Mutter der Nation mit den reaktionären Familienansichten, einzuladen, um die Zuschauer einmal wach zu halten.
Diese lächerliche Posse um Eva Hermans Abgang bei Kerner ist und war doch wieder nur eine geplante Medienmissgeburt, "hochsterilisierter" Medienmüll. Was war passiert? Der ebenso langweilige wie spießige Weicheiplauderer Johannes "ich nehm' das B. noch mit dann ist wenigstens irgendwas interessant an mir" Kerner, der sein schwiegermuttiges Bubigesicht für peinliche Geflügelwurstwerbung und Charterbomber hergibt, wollte wenigstens einmal in seinem Leben eine interessante Sendung machen. Also lädt er Eva Herman in seine Schlaftabletten-Sülzbude ein, in der Hoffnung, sie möge sich tränenreich und quotenwirksam entschuldigen für ihre dummen Äußerungen. Was John Boy natürlich auch einkalkuliert ist, dass sie genau dieses nicht tut. Denn das hätte Frau Herman ja schon längst erledigen können, wenn sie gewollt hätte.
Egal, denkt sich Mr. Gutfried, dann kriege ich meine Quote eben mit einer skandalösen, weil uneinsichtigen Eva Herman. Und so ist das passiert, was passieren sollte: "ganz spontan" hat sich der angesichts soviel Uneinsichtigkeit arg schockierte Herr Kerner für seine drei anderen Gäste entschieden und die böse Eva rausgeschmissen. Und es schnell noch den Moralaposteln von der Bild-Zeitung und sämtlichen anderen Medien gesteckt, damit auch alle wirklich am nächsten Tag gucken! Und Bingo!
Kerner wirft Eva Herman raus,Der Herman-Eklat: "Nazi-Karte sichert Aufmerksamkeit"Rauswurf bei "Kerner": Mein Gott, Eva!Endlich mal eine Sendung von Putenwürstchen Kerner, über die am nächsten Tag gesprochen wurde und bei der offensichtlich nicht 95 Prozent aller Zuschauer eingeschlafen sind, weil sie gerätselt haben, wer jetzt wer ist, weil beide so unendlich öde sind: Schleimhold Beckmann oder John Boy Kerner! Unsere zwei Quatschbudenheinis, die sich immer dieselben selbstgefälligen Promis einladen, damit diese in fünfzehn tief schürfenden und bewegenden Gesprächsminuten ihre neuen CDs, Filme und sonstigen sinnfreien Ausscheidungen promoten können.
Abgedroschene Gäste und die Rettung für Eva All diese Clowns wie Howard Carpendale, die tränenreich zurücktreten, um dann drei Jahre später an gleicher Stelle zu verkünden: "Isch kann immer noch kein ch ausschpreschen, aber um es kurz zu machen - isch komme zurück"! Warum, würde meine Oma sagen: Der lag doch schon so gut! Überhaupt, Herr Kerner: wer schon Medienzombis wie Magarethe Schreinemakers einladen muss, damit nicht auffällt, dass die unsägliche Verona Poth/Feldbusch schon zehnmal da war, der soll doch bitte wieder zu Sat1 zurückgehen und mittags mit Asis talken. Obwohl - die sind ja noch Gold gegen Hirnfriedhöfe wie Martin Semmelrogge oder Helmut Berger.
Jetzt kann ja noch Schleimi Beckmann versuchen, Eva Herman zu retten. Oder: Michel "Interconti" Friedmann! Wie wäre es mit einem ZDF History Special? Titel: Hatte Hitler ein Tochter oder wie alt ist Eva Herman wirklich? Ein Remake vom Ratequiz "Was bin ich"! Höhepunkt: Der prominente Gast Eva H. wird erraten, die Ratefüchse nehmen die Masken ab und verlassen aus Protest die Sendung! Also, welche Schweinerei hätten's denn gern?